Birgit (50) „Im Herzen Nichtraucher – im Kopf süchtig“

Erfolgsgeschichten mit dem Rauchen aufgehört

Die erste Berührung mit einer Zigarette hatte ich vermutlich kurz nach meiner Zeugung: meine Eltern waren beide starke Raucher und haben meine Geschwister und mich von Geburt an eingequalmt – Ergebnis war, dass beide unter 60 Jahren an typischen Raucherkrebsen gestorben sind und, dass wir Kinder alle drei bereits im Teenageralter selbst mit Rauchen angefangen haben (in meinem Fall mit zwölf!).

Für mich war es völlig „normal“, zu rauchen. Erste Zweifel kamen in meiner Schwangerschaft (mit 22, nach zehn Jahren Rauchens, doch habe ich es erst im siebten Monat geschafft, aufzuhören. Dafür schäme ich mich heute noch), immerhin reduziert hatte ich. Danach blieb ich tatsächlich eineinhalb Jahre rauchfrei… Wieder angefangen aus einer blöden Laune heraus und das auch nicht weiter schlimm gefunden. Ich rauchte selbstgedreht, nur schwarze Tabake und zwischen dreißig und vierzig (oder mehr) Zigaretten am Tag. Als ich Mitte Dreißig war, starb mein Vater an Zungengrundkrebs, es war fürchterlich mit anzusehen. Da kamen erste ernsthafte Gedanken, das Rauchen aus gesundheitlichen Gründen aufzugeben.

Trotzdem hat es dann noch zwei Jahre gedauert, bis ich nach einer schweren Bronchitis, die mich drei Tage vom Rauchen abgehalten hat, festgestellt habe, dass ich es ja auch gleich lassen konnte. Das hat problemlos geklappt, keinerlei Entzugserscheinungen, sondern große Erleichterung, dass ich es endlich geschafft hatte. Geholfen hat sicher, dass ich mich gedanklich immer wieder damit auseinander gesetzt hatte und dass ich gewissermaßen bewußter geraucht hatte (also vor jeder Zigarette überlegt, ob ich die jetzt wirklich benötige).

Zwölf Jahre blieb ich rauchfrei, trotzdem in meinem Umfeld fast alle Menschen rauchten. Dann starb mein Hund und das setzte mir so zu, dass ich einen Abend lang rauchte und mir einbildete, dass das ein einmaliger, verzeihlicher Ausrutscher sei. Tatsächlich habe ich nicht gleich wieder angefangen, das hat sich quasi wieder in mein Leben geschlichen, bis ich nach etwa einem halben Jahr wieder genauso stark gequalmt habe wie zuvor – als hätte es diese Unterbrechung nie gegeben. Verrückt.

Drei Jahre rauchen – wieder aufgehört (bei mir geht das gut, wenn ich krank bin). Wieder angefangen wegen Stress im Job. Drei Jahre geraucht – wieder aufgehört. Wieder angefangen wegen schlimmer Trennung. Nun habe ich zweieinhalb Jahre wieder geraucht, zunehmend mit schlechtem Gewissen und mit immer mehr körperlichen Symptomen (mittlerweile bin ich fünfzig) und habe Beschwerden. Letzten Sonntag hatte ich eine Magen-/Darmverstimmung (danke dafür) und seither befinde ich mich wieder unter den Nichtrauchern und bin überglücklich. Wie üblich, keinerlei Entzugserscheinungen, bei mir sitzt die Sucht nur im Kopf.

Fazit: 50 Lebensjahre, davon fast die Hälfte geraucht, im Herzen Nichtraucher, im Kopf süchtig. Mir ist bewußt, dass mich die Nikotinsucht jederzeit wieder einholen kann, aber ich weiß inzwischen, was gefährlich für mich ist und hoffe, das nächste Mal Krisensituationen auch bewältigen zu können, ohne wieder zum Tabak zu greifen.

Momentan fühle ich mich jedenfalls sehr stark und grüße herzlich alle Leserinnen und Leser,
Birgali

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